Donnerstag, 9. Juni 2011

Morgenrot (Prolog) (Martin)

Hallo,
hier nun der Anfang einer Kurzgeschichte, bei der ich im Moment in der Hälfte stecken geblieben bin. Wer daraus erraten kann, worum es geht, bekommt eine Packung Kekse ;)


Morgenrot (Prolog)


Eine staubige Straße, einsam im Nirgendwo, die Autos passieren schnell und ohne zu Fragen, wer anhält, ist schon verloren. Düster kriecht das letzte Sonnenlicht in sein finsteres Versteck, um der strahlenden Elektrizität der Straßenlampen und Leuchtreklamen Platz zu machen. Die Häuserblocks stehen dicht an dicht und tuscheln leise, tauschen den neuesten Tratsch aus. Einsame Seelen geistern durch die Straße, auf immerwährender Suche nach Sinn. Geräusche hört man wenig, das Vakuum aus Elend und Gleichgültigkeit scheint sie aufzusaugen. Die Fenster sind nicht verrammelt und doch laden sie nicht zum Weilen ein. „Geschlossen“ Schilder zieren die Eingangstüren der wenigen Geschäfte, Gewinn liegt nicht auf der Straße. Eine Maus huscht von Schatten zu Schatten, kaum sichtbar, stets im verborgenen. Sie nennt die Straße ihre Heimat, doch heimisch fühlt sich hier keine Seele. Der Abfall, selten genießbar, bildet eine doch magere Nahrungsgrundlage. Aufgeregt hebt die Maus ihre stoppelige Nase, als sie Schritte durch die Straße huschen hört. Kein Schleichen, kein Schlendern oder Schlürfen, ein fester, sicherer Tritt trudelt, nicht hastig und doch treibend, das Halblicht endlang. Erschrocken weicht sie den sauberen, schwarzen Schuhen, die so achtlos nach ihrem Leben trachten. Fasst so unscheinbar wie die Maus wandert der Mann von Lichtkegel zu Lichtkegel, seinen verborgenen Blick stets nach vorn gerichtet. Die Maus blickt ihm verwirrt nach, sein schwarzer Anzug lässt ihn fasst mit der Nacht verschmelzen und doch geht eine bedrohliche Präsenz von ihm aus. Abermals schnuppert der kleine Nager, hingerissen zwischen Angst und Neugierde, gestört von dieser merkwürdigen Gestalt. Instinkt weist ihm den rechten Weg, das Tierchen huscht unbeirrt seines Weges, möglichen unangenehmen Geschichten aus dem Weg gehend. Der Mann jedoch bleibt stehen, ein Gebäude betrachtend, das der selben Verfassung wie die restliche Straße ist. Fahles Licht dringt auf die Straße hinaus, dumpfe Geräusche wie gefiltert, unausgesprochene Warnung dem Fremden gegenüber. Schwach blinkt die Neonanzeige, die verdreckte Glasscheibe erlaubt einen verschwommenen Blick ins Innere. Gekritzel an der Türe verweist auf eine „Happy Hour“, doch ob man hier eine glückliche Stunde erleben kann, bleibt im Zweifel. Bereits zwölf Sekunden verweilt der Mann vor dem „Eden“, ehe er in der dreizehnten seine Hand ausstreckt und das Tor zu einer anderen Welt öffnet.




Martin

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