Mittwoch, 23. November 2011

Discrete Ocean - Vantage Points (Martin)

Swimming on solid ground, I feel lost.
It is not my right place, I do not fit.
All alone, I am surrounded by fellow scatters, drifting in a sea of uncertainty.
Dressed in blue as the others, only a thin brown line distinguishes me from my company. A scar, barely visible to the eye, my only trademark.
I toss and turn, but everything seems to look the same. I cannot get a hold on the others.
They stand side by side, some in blue, some more colorful, drawing figures to mock me.
My distress grows, I am waiting silently, resting for hours in the same spot.
Suddenly, shadow falls over me.
A gentle touch, I am being picked up from my misery.
From above, I can see many like myself, lying alone on the cold wood, far from home.
But my heart jumps, as I am getting closer to the cluster, to the others, hugging themselves in joy, a happy assembly.
I reach out and I am able to grab on.
A warm welcome, embraced in blue.
Look! I see another with almost the same scar as mine!
The brown lines connect, this is my place.
I finally fit!
And now I am beginning to see the whole picture.

The Chronicle of Hektor - Teil I

Das Schallen des Weckers riss ihn aus seinem unruhigen Schlaf. Es dröhnte in seinem Kopf als hätte er nur wenige Stunden geschlafen. Gequält lies er seine Hand auf den Wecker sinken und schälte sich aus seinem Bett. Wie in Trance schlappte er zum Bad und verrichtete sein Morgenritual. Als er die Küche betrat, stand er in einem unerleuchteten leicht kühlen Raum. Stumm drehte er sich um und stieg die Treppe zu dem Schlafzimmer seiner Eltern herauf. Als er die Tür öffnete und den Lichtschalter betätigte sah er sie. Still lagen sie da. Feine Blutrinnsale rannen ihnen aus Augen, Ohren und Mund. Mit ruhiger Hand löschte er das Licht und schloss die Tür. In seinem Zimmer griff er unters Bett und holte seinen Rucksack hervor. Alles war fertig für diesen Tag gepackt. Als er zur Haustüre ging sah er die Zimmertüre seines Bruders. Einen Moment wollte er weiter gehen. Besann sich jedoch kurz und öffnete sie. Es bot sich ihm das gleiche Bild wie davor. Leise schloss er die Tür. Was hatte er sich erwartet? Er schwang sich den Rucksack auf die Schultern und trat aus dem Haus in das Licht der aufgehenden Sonne.

Donnerstag, 17. November 2011

High Noon mit roten Augen in Grau - (elmo)

High Noon mit roten Augen in Grau

Hier ist ein Mann, er ist dünn und schwach. Keine Kraft mehr in dem Körper, der in nicht mehr als ein zerschlissenes Hemd und eine schmutzige Hose gehüllt ist. Unmöglich zu sagen, welche Farben die Klamotten einst hatten. Alles verblasst, so wie seine Lebenskraft. Hier ist ein Mann, der schon langer Zeit begonnen hat zu sterben. Hier ist ein Mann, der gar nicht mehr richtig hier ist.
Er sitzt auf dem Boden einer windstillen, staubigen Straße, die noch in Jahrzenten keinen Asphalt gesehen haben wird. Er sitzt an ihrem Rand und lehnt sich an einen kaputten Holzzaun. Neben ihm Scherben einer zerbrochenen Flasche, deren Hals er immer noch fest in seiner linken Hand hält. In seiner Rechten hält er nichts. Das ist sein Dasein.
Um ihn herum sind locker gesetzt Häuser, aufgebaut aus dem nichts und dahin werden sie auch verschwinden. So wie alles in dieser kleinen Stadt, falls das nicht sowieso ein zu großes Wort für das hier ist. Alles was bleiben wird ist die Straße. Die Straße auf der in korrekten zeitlichen Proportionen Männer ihr Leben ganz ohne Würde in ehrenhaften Duellen verlieren. High Noon und meistens Bauchschüsse. Qualvolle Tode. Gelegentlich schaffen sie es noch sich bis an den Rand zu ziehen, nur um dann da zu krepieren. Da liegen sie dann bis sie so sehr stinken, dass sie irgendjemand entfernt.
Alles vor den Augen unseres Mannes, der gar nicht hinsieht. Die Augen starr auf die Geschehnisse gerichtet ohne auch nur irgendetwas zu sehen. Er sitzt dort am Boden wie ein Mahnmal für alles, was dort geschehen ist und noch kommen wird. All der Schmerz und die wenige Freude. Zeitlos sitzt er wie ein steinerner Wächter und wartet auf seine Ablösung. Die Augen voll Sand, rot und trocken. Willenlos wie der Fotoapparat etwa 150m von ihm entfernt. Der Fotoapparat des Bürgermeisters, der darauf so stolz ist. Bald wird er sterben er und man merkt es erst drei Tage später, als er nicht zur Messe erscheint. Als man sein Haus nach der Beerdigung durchsucht, findet man einen Grabstein mit seinem Namen drauf, aber stellt ihn nicht auf. Wenn man wüsste, wo man suchen müsste, würde man noch lange den Stein unter viel Sand finden können. Wie ein Grundstein trägt er ein Stück Geschichte in die Zukunft, nur dass nie jemand unter ihm lag und ihn so seiner Bedeutung beraubt.
Dafür gibt es etwas in dieser Stadt, worunter schon viele lagen. Sie ist die einzige Prostituierte in dieser Stadt und war nicht mal in ihrer Jugend schön. Das einzige was verhinderte, dass sie fettleibig und völlig unförmig wurde, war der andauernde Essensmangel. Bald beginnt sie ihre Freier immer ein wenig zu beklauen, gerade genug zusammenzubekommen um wegzureißen und nie wieder zu kommen. Ihr großer Traum. Als ein Stammkunde das bemerkt erschießt er sie mit einem Revolver.
Einen Revolver findet auch unser entseelter Mann plötzlich neben seiner rechten Hand im Sand liegen. Langsam, als sei er sich nicht sicher ob der Revolver echt wäre, greift er nach ihm, die rotgrauen Augen bewegen sich, scheinen weniger grau und betrachten lang das Fundstück. Er scheint alt und nicht geölt, das Holz am Griff hat Sprünge und die Holzstückchen sprießen spröde hervor. Aus der Kirche hört man die Glocke zwölfmal spröde klingen. Er richtet sich langsam auf, in dem er sich an dem Zaun hochzieht. Lässt seinen Flaschenhals zurück und geht ganz vorsichtig in die Mitte der Straße. Dort hält er sich die Waffe an den Kopf und drückt hab. Nichts passiert. Langsam schaut er sich um, niemand hat ihn bemerkt. Er lässt die Waffe in der Mitte der Straße in den staubigen Sand fallen und geht schwach zurück zu seinem Zaun. Dort lässt er sich wieder nieder neben seinem Flaschenhals und die Augen richten sich wieder stumpf gerade aus. Sie scheinen nun noch etwas grauer und leerer als zuvor.

Montag, 14. November 2011

Liebeserklärung mit Plasma an den Händen - (elmo)


Liebeserklärung mit Plasma an den Händen

Ich geh auf der Sonne spazieren, weil alle sie so anhimmeln, weil sie viel verspricht. Ich wandle durch ihre Flammen und streiche sanft über sie. Hauche gegen kleine Funken und sie zersplittern wie kristallene Pusteblumen. Schneiden durch den Solarwind, fliegen mit ihm und werden weit, weit weg getragen. Werden bis zu dir getragen und du weißt ganz genau sie kommen von mir. Aber ich will nicht, dass du das weißt, will versteckt bleiben zwischen Flammen. Ich will hier bleiben und nichts mehr mit all dem zu tun haben, will nichts mehr mit dir zu tun haben, will in Plasma baden. Doch all mein Tun kann nicht von dir lassen. Du bist mein erster Anstoß, alles ist deine Schuld und alles ist für dich. Ich kann meine Gedanken nicht von dir abwenden. Du wolltest, dass ich dich zum Mond bringe, aber dann bin ich weitergeflogen; weitergeflohen um auf der Sonne spazieren zu geh‘n. Hab dich auf dem Mond gelassen, auf seiner Sonnenseite gelassen. Wenn ich von meinen Füßen aufsehe, sehe ich alles unendlich weit und kann nicht an dir vorbeisehen. Du wartest da und fängst alle kleinen Funken, die ich losschicke, wegblase, freitrete, nur ich bin gefangen. Bewege mich frei zwischen Sonnenstürmen und versuche meinen Kopf frei zubekommen oder leer zubekommen. Lehne mich an Lava-Geysire und friere wieder mit meinen Gedanken an dir fest. Auf dem Mond muss es kalt sein, du allein. Sitze auf einem glühenden Brocken und schon wieder nur du. Werfe mich hinab zwischen die ganzen Fusionen, will dort zerdrückt werden, will etwas anders werden, doch meine Gedanken halten mich zurück, halten mich am Rand des Abgrunds fest, klammern sich alle nur an dich und um dich. Sie ziehen mich aus der Mitte der Sonne bis zu dir, kann gar nichts dagegen tun, will auch gar nichts mehr dagegen tun. Du bist alles. Stehe nun jetzt vor dir und nur ich seh‘ dich. Du bist geblendet von den Resten der Sonne an meinen Händen, herausgerissen beim dem dummen Versuch mich festzuklammern, mich zu wehren. Während du nicht sehen kannst, verbrenn ich den Boden dieses Mondes. Drücke meine Hände in ihn, will ihn strafen. Wo sind denn diese wahren, diese physikalischen Anziehungskräfte und wie kann denn das sein, dass ich wieder hier bin? Entferne meine Hände aus seinem Leib und Narben sind Wörter. Narben sind Bilder. Narben sind Botschaften. Liebesbeweise. Alle nur für dich. Du siehst nur sie. Jetzt siehst du nicht mich. Ich umarme dich. Ich meine es so. Ich sag „Ich liebe dich“ und Plasma tropft mir von den Händen.

Montag, 7. November 2011

The Husk - Vantage Points (Martin)

Covered in darkness, I hide inside. Without light, my confinement seems eternal.
No track of time, squelched to dust, forgotten, forsaken.
I rest peacefully, without anger, fear or regret.
My only companion is the iron of my small cell. No window, no door to release me.
I do not care.
Lurking in silence, I wait for my time to come.
Only one purpose is known to me, manufactured in the depth of nowhere, I slumber until my release.
The days run by, time seems like an abstract concept to me, a cloudy idea, floating above me.
Then, suddenly a stroke trembles my humble home. The walls are moving, I feel lifted.
Tumbled in my prison, excitement starts rising in me.
The momentum stops.
A silent click.
Suspended in midair, I patiently wait.
A hard shock as I feel accelerated.
I feel weightless.
A sudden hit is shaking me.
Puzzled I keep tripping over myself.
Heat inclines.
I feel invigorated, an enormous power gets a hold of me.
The iron cannot keep me any longer.
My husk breaks.
I burst into the fresh air, immediately growing to majestic proportion.
Obstacles keep crossing my way but my touch turns them to dust.
I feel free!
At the height of my blazing escape, fatigue creeps up on me.
My energy vanishes, I crumble.
The last vapors of my glorious peak are still floating in the air and I finally fall to sleep.