Sonntag, 25. März 2012

Dich nehme ich mit (elmo)


Dich nehme ich mit

Ich schrei‘, aber meine Stimme schweigt,
und auf euren Gesichtern sich zeigt,
dass ihr hier einfach nichts versteht.
Ihr seht mich nur sitzen und stehen,
aber achtet doch nie auf das Flehen
um Aufmerksamkeit, mein innerstes Beben,
was in mir tickt - eine Bombe, mein Leben
ich schenk es wieder dir, will es an dich heften
mit Kleber aus getrockneten Körpersäften,
die entstanden in Zeiten, wo noch wir
uns liebten, meine Gezeiten nur nach dir
sich hievten - was sie auch noch heute
tun, nur dir entgegen als Meute
aus Erinnerung, von dem Schönen gehäutet,
bis friedvoll dann uns die Todesglocke läutet.

22.3.12

Montag, 19. März 2012

Tagebuch eines Magiers - Herz aus Stein (Mart)

Voller Begeisterung renne ich über den staubigen Boden. Halb stolpernd kämpfe ich mich durch die letzten Meter vor dem Mienenschacht, Menschen blockieren meinen Weg, doch ich stoße sie ohne Gnade zur Seite.
Schwer atmend starre ich in den finsteren Schacht, meine magieverstärkten Augen erkennen die Umrissen von einigen Menschen, die eine Lore vor sich her schieben.
Schweißgeruch liegt in der Luft, ich ignoriere den Gestank, konzentriere mich auf den Fund.
Ich kann ihn fühlen.
Die Minenarbeiter erscheinen nun auch für das normalsterbliche Auge und ein Raunen geht durch die Menschenmenge um mich.
Der quietschende Karren ist vollgepackt mit glitzernden und funkelnden Steinen, die Arbeit von Monaten.
Der wahre Schatz liegt tiefer, vergraben unter den, für mich wertlosen, Edelsteinen, belanglose Habseeligkeiten des Pöbel, dieser Menschen, die sich selbst in einen Käfig einschließen, ungeahnt des Potentials, das ein jedem inne wohnt.
Ich versuche mich zu beruhigen, langsame Atemzüge, das Zittern in meinen Händen unter Kontrolle zu bringen.
Gierig stürmen die Arbeiter an mir vorbei, versammeln sich um die Lore und Jubeln voller Extase, ein seltsames Schauspiel, kennen sie doch nicht die wahre Bedeutung dieses Fundes.
Ein großer, finsterer Mann schreitet gelassen an mir vorbei, es ist Hakon, der Mienenaufseher.
Ich habe ihn nur kurz in der Stadt gesehen, er hat ein strenges, kantiges Gesicht, ähnlich eines Falken, mit dunklen, lauernden Augen.
Er behandelt die Arbeiter rüde und auch jetzt scheucht er, mit einem kunstvoll verzierten Holzstock bewaffnet, die Leute auseinander.
Ihn folgt ein buckeliger, älterer Mann, der Edelsteinexperte, ich habe seinen Namen vergessen.
Zu meinem Glück besitzt er keinerlei magischer Begabungen, daher wird er mit großer Wahrscheinlichkeit den wahren Wert des Prachtexemplars, das ich suche, verkennen.
„Steht nicht so nutzlos herum! Holt Säcke und eine Wage!“, brüllt Hakon mit finsterem Gesichtsausdruck.
Ebenso grimmige Soldaten flankieren ihn, den Minenarbeitern wird, zumeist leider zurecht, wenig Vertrauen geschenkt.
Ich schreite ein paar Schritte nähe, um das Geschehen genauer zu inspizieren.
Die Minuten scheinen unendlichlange, der Experte scheint in Zeitlupe zu arbeiten, genauestens untersucht er jeden Stein, wiegt ihn, schreibt das Ergebnis nieder und legt ihn in einen der Säcke.
Hakon lässt seine wachsamen Augen keine Sekunde von dem wertvollen Schmuck, ich kann seine Anspannung spüren.
Ich zwinge mich zur Geduld, es ist ein wahrer Wink des Schicksals gewesen, als ich den Bürgermeister überzeugen konnte, mir das Objekt meiner Begierde direkt an der Fundstelle auszuhändigen.
Eine ganze Stunde musste vergehen, bis es endlich zum Vorschein kommt.
Ein Soldat muss den schweren Stein auf den Tisch des Edelsteinexperten hieven.
Verblüfft betrachtet der alte Mann den schwarzen Broken, von dem alle paar Sekunden ein leichtes Pochen ausgeht, feine gelbe Linien zeichneten sich ab.
„Seltsam.“, murmelt er.
Vorsichtig streicht er mit seinen runzeligen Fingern über die raue Oberfläche und blickt perplex zu Hakon.
„Es fühlt sich an wie ein gewöhnlicher Stein, doch er schein magischer Natur zu sein.“
Der Mienenaufseher wirft einen grimmigen Blick zu mir und winkt mich mit einer feindseligen Handbewegung herbei.
„Das hat dich nicht zu interessieren. Er ist bereits verkauft.“, knurrt er.
Nervös krame ich ein Ledersäklein aus meinem Mantel und überreiche es Hakon.
Seine forschen Augen mustern den Inhalt, er nickt kurz und ordert einen Soldaten herbei.
„Nimm noch einen Kollegen und begleite unseren Besucher mit seiner Neuerwerbung in die Stadt. Und tragt dafür sorge, dass ihm nichts geschieht!“

Dienstag, 13. März 2012

Tagebuch eines Magiers - Tränen des Himmels (Martin)

Tränen des Himmels
236. Jahr nach Göttlicher Zeitrechnung
21. September
Es regnet schon seit zwei Wochen. Unaufhörlich strömt der feuchte Niederschlag auf die Straße, ein rauschendes Konzert der Melancholie.
Solch ein Wetter stimmt mich immer trübselig und lässt mich an meinen Vorhaben zweifeln.
„Tränen des Himmels“ hatte ein Priester den Regen einmal genannt. Welch ein Unfug. Nichts als Wolken und ferne Sterne befinden sich am Gestirn, oft genug habe ich mit meinen forschen Augen nachgesehen.
Der Regenschirm wird langsam schwer in meiner Hand, doch ich möchte ihn nicht in die andere wechseln, da sonst mein Kutscher dem gnadenlosen Wüten der Natur ausgesetzt wäre.
Ich musste die Wärme meiner recht schmucken Kutsche verlassen und mich vorne hin setzten, da der Kutscher schlecht durch den Regen sah und wir einmal beinahe von der Straße abgekommen wären.
Die konstante Anwendung meiner Magie verschafft mir Kopfschmerzen, ein weiterer Preis den ich für meine lange Reise zahlen muss.
Ganz unbewusst spiele ich mit dem ersten Puzzlestück meines Wegweisers herum, eine kleine Phiole mit einer seltsam bläulichen Flüssigkeit.
Sie war ungewöhnlich einfach zu akquirieren gewesen, ein paar überzeugende Worte und der Siegelring meines Großvaters hatten genügt, damit die Antiquitätenhändlerin mir das Gefäß für einen Spottpreis verkaufte.
„Pass auf, dort vorne rechts liegt ein Baumstamm.“, merkte ich ruhig an, einen verdutzten Blick meines Begleiters erntend.
Der Kutscher hatte kaum ein duzend Worte gewechselt seit diesem schier endlosen Ritt, es waren lediglich ein paar Stunden gewesen bis jetzt und doch scheint es mir wie eine Ewigkeit.
Seufzend rutsche ich etwas auf meinem unbequemen Holzsitz herum und versuche mich etwas zurückzulehnen ohne Nass zu werden.
Tränen des Himmels.
Ich muss bei diesem albernen Ausdruck jedes Mal schmunzeln.

Sonntag, 4. März 2012

Flucht - (WuRscHtBr0T)

Wandernde Schatten auf goldenem Gras,
Vom Feuer der Sonne gehetzt,
Stürzende Wolken aus flüchtigem Gas,
Von gleißendem Lichte zerfetzt.

Wirbelnde Blätter, getrieben vom Wind,
In panischer Angst erwacht,
Entfliehen mit blutenden Adern geschwind,
Von kreischenden Krähen bewacht.

Die Erde erbebt unter hastigen Schritten,
Zerfällt triumphierend zu Staub,
Ein Wesen, von rostroten Dornen geschnitten,
Fällt keuchend in sterbendes Laub.

Wer wagt es die Ströme der Zeit zu verrücken?
Längst schlug die dreizehnte Stund!
Den restlichen Weg werd ich feierlich schmücken,
Mit Blüten aus deinem Mund.

Die Wolken sind fort,
Die Asche wird glühen
Der Schatten ruht dort,
Wo Rosen erblühen…

Liebe Esther, Danke... - (elmo)

Dear Esther ist eine ganz wunderbare Sache und inspierierte mich dazu:


Liebe Esther, Danke...

Vor kurzem hörte und las ich die wohl schönsten Worte meines Lebens.

The sea, they said, is too rough for the turbines to stand: They clearly never came here to experience the becalming for themselves.  Personally, I would have supported it; turbines would be a fitting contemporary refuge for a hermit: The revolution and the permanence.

Ich las sie wieder und wieder und fing an zu weinen. Dort wollte ich hin. Ein Rückzugsgebiet,  auf offener See. Ganz allein. Ohne euch. Da könnte ich dann ausharren und überdauern. Der Gedanke, sich in ein Kloster zurückzuziehen, hatte nie so richtig gepasst. Gottlos fühlte ich mich und keine kalten Steinmauern können ihn mir zurückgeben. Ich will dorthin, wo die Wellen Mantra-artig gegen Stahl, der in die tiefsten Tiefen reicht und von dort reglos aufsteigt, schlagen und endlos wie Gebetsmühlen Töne erzeugen, die für mich Gebet genug sind. Dort in rauer Unwirklichkeit würde ich  nicht mehr brauchen. Zeitlos würde ich dort stehen. Mein Herz schlägt jetzt nicht mehr, es dreht sich im Wind, es ist nass von der kalten See. Ich möchte dort draußen sein, wo nicht mal Möwen fliegen. Ich möchte dort ohne Handschuhe stehen, meine Hände der kalten und nassen Luft ausgesetzt, der schroffen Umgebung, lieblos. Aber es würde meinen Händen nichts ausmachen, stoisch würde ich ausharren, während mir Wind beißend ins Gesicht bläst. Zeitlos wäre ich unsterblich. Ich würde das Rauchen anfangen und Tabak und Glut würden sich nie von Nässe behindern lassen und Rauch würde aus meinem Mund kommen, wie normale Ausatemluft, und würde sich nicht mal richtig verteilen, sondern einfach davon gezogen werden und weggeschoben werden von den unbeschreibbaren Luftbewegungen. Ganz allein könnte ich da stehen und würde nur Salz in der Luft riechen. Die Sonne könnte unter- und aufgehen und ich würde es kaum merken, ich könnte mich an der Glut vor meinem Mund wärmen, könnte die Wärme durch eben diesen in mich hineinziehen und mich erfüllen lassen. Und vielleicht würde ich nach Jahrzehnten des Ausharrens und des Wartens das Husten anfangen und es würde geronnenes Blut hochkommen, das ich mir in die Hand spucken kann, das ich mir an meinem salzigen, gefütterten und knielangem Regen-Parker abwischen kann. Ich würde dort stehend sterben und es wäre gut so. Ihr könntet nicht werten, weil ihr es nicht sehen würdet, weil ihr es nicht verstehen würdet. Ich würde ziellos meine linke Hand an dem rostigen Stahl ruhen lassen, unter meinen groben Fingern taub fühlen können, wie alles Schicht um Schicht vergeht und doch beständig bei mir bleibt, und Rostsplitter könnten mir in die Handfläche schneiden, so dass warmes Blut tropft und sich rot mit rot-braun mischt und auf grau bleibt, so wie ich. Ja, es würde länger dort bleiben, als ich, bis es dann auch im Wind, im wehenden Sturm unter nassem Regen wie eine alte Haut abgestoßen wird und von jenen Lüften davon getragen wird, auf dass es sich in der Unendlichkeit der See verliert, und all die Wellen, die so beständig gegen die Grundfeste schlagen, stärker und wütender und schwächer, aber nie sanft, sondern kraftvoll hätten sie es dann doch endlich in sich aufgenommen. Dort könnte ich lachen und niemand würde es hören, weil die Windräder so laut quietschen und der Sturm doch alles übertönt, weil niemand sonst da ist, und ich könnte weinen und niemand würde es sehen, weil mein Gesicht immer nass wäre von den Regentropfen, den unmessbaren Strömen aus dunklen Wolken, die über mir hängen, dort verweilen und auf mich warten ohne Unheil zu verheißen, weil niemand sonst da ist. Ich müsste nicht trinken, denn alles ist feucht und überall ist Wasser.  Ich müsste nicht essen, da Wasserspritzer von dort unten mich mit all den Salzen versorgen, die ich benötige, und ich hätte nie Hunger, ich würde einfach weitermachen und eine neue Zigarette anzünden oder, wenn ich mich doch alt oder älter und auch unendlich alt fühle, zu einer Pfeife greifen, weil sie mir noch mehr Halt bietet. Dort könnte ich leben, dort könnte ich denken und, wenn alle Gedanken gedacht wären, dann müsste ich nicht mehr denken und es wäre richtig so und vielleicht würde dann sogar Gott kommen und ich wäre trotzdem allein und wir wären einverstanden damit, weil wir uns verstehen, ebenbürtig in die Augen sehen können, weil wir über den gleichen unermüdlichen Wellen stehen, die uns nie erreichen und es doch versuchen, und wir würden uns zunicken, weil wir gar nichts mehr versuchen müssen, wir haben alles erreicht und Frieden gefunden. Dann könnte ich auch auf meine Vergangenheit zurückblicken und mich endlich freuen und ohne davon zehren zu müssen wäre alles schon in Ordnung, was war ganz ohne Reue, weil es nötig war um hierher zu kommen, an diesen perfekten Ort, an dem ich einfach stehen kann. Die Erkenntnis, dass nichts wirklich je Revolution war, sondern genau hierhin führte, würde mich nähren und in Zufriedenheit könnte ich ausgeglichen Zug um Zug dort atmen, echte Luft und ihr könntet sie mir nicht stehlen und verpesten und miesmachen mit euren schlechten Ideen und euren noch schlechteren Umsetzungen, euren Einschränkungen und Verrenkungen, eurem falschen Lebensmut, weil ihr einfach nichts versteht. Ich wäre euch los. Ungehindert. Frei. Mein Bart würde wachsen, würde wuchern und ich wäre trotzdem nicht verwahrlost, weil es keine Wertung mehr gibt, und die Haare wären lang und dunkel und auch grau und würden im Wind schwer von Regen wie Schlangen in die Luft schlagen, aber nicht ängstlich oder aggressiv, sondern im ruhigen, ewigen Bewegungen und ganz natürlich, wie die Wellen, die da stahlgrau und dunkelblau zu meinen Füßen sind, die alles sind was ich in der Ferne sehe, nur unterbrochen durch weitere, aber unbewohnte, unbethronte Windräder, die unermüdlich unerschöpflichen Strom produzieren ohne, dass ihn hier jemand braucht. Wenn dort hier wäre, könnte ich in gelassener Klarheit existieren ohne Zugzwang, ich wäre glücklich und zufrieden, ein Zustand den ich sonst wohl nie erreichen werde.
3.3.12

Tagebuch eines Magiers – Grabesstille (Martin)

Ich würde hier ein Datum schreiben, doch ich habe auf meiner langen Reise jegliches Zeitgefühl verloren. Ich weiß nur das es nachts ist und ich auf einem Grabstein sitze.
Es ist sehr dunkel, doch das macht mir nichts aus, meine Magie erlaubt er mir, genaue Konturen meiner Umwelt wahr zu nehmen. Es strengt mich an, körperlich und geistig, ein Muskelspiel meiner so schwer greifbaren Fähigkeiten, ein ständiges Ziehen in meinem Schädel.
Eine kalte Brise weht die Grabreihen entlang, doch die physische Arbeit hat mich aufgeheizt.
Ich blicke auf meine dreckigen, schmerzenden Hände und betrachte das Konstrukt in meinen Fingern.
Der seltsame metallene Kasten hat eine Ähnlichkeit mit einem Kompass. Auf der Oberseite, zumindest scheint diese Bezeichnung für mich Sinnvoll, befindet sich ein Sammelsurium von Zahnrädern, jedes mit einem matten Edelstein in der Mitte, in einer seltsamen Ruhe, die langsam meinen Herzschlag etwas drosselt.
Das Instrument ist schwer für seine Größe, ich schüttle es vorsichtig und ein leichtes Scheppern ist zu hören.
Dies soll mich also meinem Ziel ein Schritt näher bringen.
Ich öffne meinen Rucksack und lege den Kasten behutsam zu den anderen Teilen des Gerätes.
Nun fehlt mir nur noch ein Katalysator, eine Energiequelle.
Müde hebe ich das Haupt und blicke in das ausgehobene Grab.
Der freigelegte Knochenschädel grinst mir fröhlich zu, er hat nur eine geringe Ähnlichkeit mit den Freund meines Großvaters, dieses seltsamen Kauzes, der selten gelächelt hat.
Wahrscheinlich würde er sogar über diese Situation lachen, er hatte einen seltsamen Humor.
Wie ein Besessener war der alte Mann den selben Pfad entlang geschritten, auf dem ich mich nun befinde, doch der Narr war auf halben Weg gestorben.
Ich überlege kurz das Grab wieder zuzuschaufeln, doch beschließe, dass es die Mühe nicht wert ist.
Ihm wird es recht egal sein und der Totengräber wird es als einen Akt des Vandalismus ad acta legen.
Es ist unwahrscheinlich, dass jemand das Ziel, das ich verfolge, erkennt.
Ist es rechtens?
Ich weiß es nicht.
Doch für Umkehr ist es längst zu spät.
Ausgelaugt hieve ich den schweren Rucksack auf meine Schultern und gehe in die Nacht hinaus.