Donnerstag, 28. Januar 2010

Wärmpflichtgesetz (elmo)

 Wofür ein Biochemieseminar nicht alles gut ist: Babies besitzen Entkoppler.
Was Tieren im Winterschlaf Wärme gibt funktioniert auch bei Neugeborenne und ihrem brauem Fettgewebe. Das wiederum weckt natürlich den kreativen Geist! Babies die Wärme ausstrahlen ... ach wie schön!
Wer hätte bei Bauchschmerzen nicht gern ein weiches Baby auf dem Bauch, im Ersatz zur alten Wärmflasche aus vergilbtem Gummi. Welcher Raum gewinnt nicht an Leben, wenn ein Wärme spendender "Käfig" voller Neugeborener den in der Ecke steht?  Und gerade in kalten Winternächten wird vielen letztendlich dann auch ums Herze warm, wenn ein wärmendes Baby mit unter der Decke kuschelt.
Doch wo sind in unserer heutigen Zeit all die liebenswerten Geschöpfe? Früher war alles besser ... naja es gab wenigstens genug Winzlinge, die ihre Hitze durch die Gegend strahlten. Aber den alten Zeiten nachweinen hilft auch nicht weiter, deswegen hört auf zu verhüten und macht mehr Kinder!
Das Allerbeste kommt dabei noch: Zieht man dabei die Umwelt in Betracht, so ist die lebende Heizung nur zu empfehlen und deswegen hat das Bundesministerium für ökologischen Erhalt gehandelt und einen Gesetzesentwurf bereitgestellt.
Denn nicht jede Familie kann sich Kinder auch wirklich leisten, so wie sich nicht jede Familie ihren Privatsoldat (den sie mit Rüstung und Ross in den Krieg schicken kann) leisten kann. Also muss dem Wehrdienst nur nachgeeifert werden.
"Kinder von allen für alle" hat einen leicht roten Gedankenstreifen, aber das gleiche könnte man ja dann auch über den Wehrdienst sagen ... und wer würde das schon wagen?!?
Aber genug geredet bzw. geschrieben! Ich konnte den ersten Entwurf abfangen und biete ihn hier ganz kostenlos zum Download an. Viel Spaß und auf viele Kinder!


Gesetz-Download von http://gloria-defectus.de

Mittwoch, 27. Januar 2010

Und am Ende doch für das Überleben ... (elmo)

1979 startet die Nostromo  um die erste Begegnug mit Gigers Geschöpf zu machen, dem ab dahin nur schlicht als "Alien" deklarierten Feind des Lebens aus dem All. Während sich Ripley noch 1986, 1992 und 1997 in den bewegten Kampf stürzt, werden weniger bekannt unzählige Comics bei Dark Horse veröffentlicht.

Unter all diesen endet die 4-teilge Reihe "Aliens - Genocide" mit folgendem Bild:







Und am Ende triumphieren sie doch ...
Marine Jastrow startet in die Mission mit diesem Saxophon und der Droge "Xeno Zip"; und alles für die ruhige Hand. Doch wie immer: Bei all der Verzweiflung, die die Aliens den Menschen bringen, bleibt am Ende doch nur die Flucht.
Eine Hand voll "Xeno Zip" ermöglicht es und am Ende bleibt ein vollgepumpter synthetischer Streiter auf dem Alienplanet zurück und auch ein Saxophon. Doch nicht nur Drogen und ein Instrument bleiben zurück, denn am Ende zählt nur überlebt zu haben ... und nicht zu welchem Preis.

Donnerstag, 21. Januar 2010

Kindermenü (elmo)

 Über Essen und Autorität:

„Brav den Mund auf, gut kauen und dann erst schlucken“, befahl der Weißbekittelte seinem blinden Gegenüber und manövrierte mit seiner langen gläsernen Zange, in der sich nur für einen der beiden das Licht spielte, ein Stück gebratenes Fleisch in dessen Mund. „Tester 335, erkennen sie den Schweinebraten?“, fragte der Mann mit der gläsernen Zange. „Ich bin mir nicht ganz sicher, welche Soße verwen..“, setzte der andere an, bis er kalt unterbrochen wurde: „Nur auf die Frage antworten!“ – „Positiv!“
Zufrieden hängte der Mann ohne Namensschild die Zange an den Rolltisch, machte ein Häkchen auf dem Klemmbrett hinter der Nummer 335, und zog mit der rollenden Unterlage durch die einzige Tür des Zimmers davon. Der nächste Halt war gleich gegenüber: Zimmer 336.
Er öffnete die Tür trat herein, holte den Wagen hinter ihm durch die Tür und schloss diese wieder. „Sie wissen was nun kommt, Tester 336?“ – „Positiv“ – „So ist‘s gut. Sie werden gleich ein Stück Apfel bekommen und müssen nur sagen, ob sie es erkannt haben. Mund auf!“ Mit der mittlerweile gut eingeübten Handbewegung fischte er das letzte gebratenen Fleischstück vom Teller und steckte es sacht in den Mund. Hier spielte kein Licht mit der Glaszange, es surrte nur die alte Neonröhre an der Decke und verbreitete ein kühles gedämpftes Licht. „Positiv!“ – „Sehr gut, brav. Sie werden in Kürze abgeholt. Dann wird ihnen auch die Augenbinde abgenommen.“
Er packte wieder seine Sachen zusammen, machte sein Häkchen und verließ den Raum. Er machte sich langsam auf den langen Weg zurück…den grauen kahlen und leblosen Gang entlang. Auf beiden Seiten nur Türen mit Nummern. Alles was er hörte waren die kleinen Plastikreifen die über den Boden quietschten und das summende Geräusch der Neonröhren.
Am Ziel angelangt stellte er den Tisch zu den übrigen Gebrauchten dazu, betrat die Umkleide und wechselte den nichtssagenden weißen Kittel gegen den schwarzen Anzug mit dem Namensschild aus.
Er kämmte sich die Haare, richtete die graue Krawatte und ging auf der anderen Seite der Umkleide wieder heraus. Nur sein Klemmbrett führte er noch mit sich.
Die Sekretärin meldete ihn an und er trat durch die Tür hindurch.  Der alte kahle Mann mit dem teuren Anzug saß wie gewohnt in dem riesigen schwarzen Ledersessel,  der wohl schwer unter dem immensen Gewicht zu leiden hatte. „Na A, was haben sie zu berichten? War es heute ein spannender Tag?“  der Mann mit dem schlichten A auf dem Namensschild wartete bis das hämische Gelächter im Raucherhusten untergegangen war. „Sie wissen genau, wie es war, aber trotzdem fragen sie. Und sie kennen das Ergebnis auch schon. Müssen wir wirklich weitertesten?“ – „Oh…das wissen hingegen sie schon. Alles muss mit rechten Dingen zugehen. Wir wollen doch nicht, dass unser so gut geplantes Produkt wegen so einer Kleinigkeit versagt! Die jahrelange Arbeit wäre umsonst, die potentiellen Leben verschwendet. Wir wissen beide, dass das gebratene Fleisch von Neugeborenen genau den Geschmack annimmt, der erwartet wird. Dennoch…es ist unsere Aufgabe als kulinarische Pioniere…und als Wissenschaftler, dass wir uns ganz sicher sind!“ – „A…“ – „KEIN ABER! … Ich weiß ihren Beitrag hier sehr zu schätzen, deswegen sind sie auch mein A...aber Namen können geändert werden. Vielleicht sogar zu P. Merken sie sich das endlich.“ – „Also testen wir weiter.“ – „Positiv!“
Diesmal wartete er nicht bis die Lache erstickte, er drehte dem bebenden Fleischberg sofort seinen Rücken zu und verließ den Raum. Es hatte sowieso keinen Sinn sich zu wiedersetzten.
„Positiv“

23.1.2008
Download der ganzen Geschichte von gloria-defectus.de 

Innerer Monolog mit der Pfeife, in der er seine Seele rauchte (elmo)

Eine Kurzgeschichte über Reflexion, Ruhe und Freiheit:


Langsam und bedächtig hob der alte Mann das rostige Feuerzeug an die Pfeife. Seine Hand hatte die ganze Zeit schrecklich gezittert, schon die ganzen letzten Jahre hatte sie ihre alte Ruhe verloren. Damals musste er dann deswegen auch sein Handwerk aufgeben. Sein Lebenswerk war zu diesem Zeitpunkt vollendet. Es sprach für sich selbst. Die Hand hatte erst wieder zu ihrer Ruhe zurückgefunden, als er in seine Tasche gegriffen hatte. Die Hand, die einst so filigrane Arbeiten erledigen konnte und ebenso fein geformt war, wie die Kunststücke die sie vollbrachte, war nun verkümmmert. Die gekreuzten Narben auf jedem Handrücken zeugten von dem verzweifelten Versuch, die alte Sicherheit wieder künstlich zurückzubringen. Der Unterschied seiner Hände von einst und jetzt war zu stark gewesen für ihn, es hatte ihn innerlich zerfressen und ihm den Lebenswillen geraubt. Es waren doch die Uhren gewesen, die mit ihrem Ticken seine eigene innere Lebensuhr immer weitergetrieben hatten. Das Bauen und Reparieren war sein Lebensinhalt und nun war es ihm verwehrt auch seine eigene innere Uhr wieder richtig zum Laufen zu bringen. Doch als er den Tabak der Schachtel aus seiner Manteltasche entnahm war alles vergessen. Die Hand - ruhiger als das Meer je sein könnte, als ob der Wind, der alles in Bewegung setzt, noch nicht geboren wäre. Ganz langsam und dennoch sicher,  jeder Muskel kannte seinen angestammten Platz und wusste was er zu tun hatte. In runden, gleichmäßigen Bewegungen füllten die Hände den Topf der Pfeife. Die Sorgfalt und das außerordentliche Geschick hierbei wäre nicht nur einem Pfeifenraucher selbst aufgefallen, alles war perfekt; sogar die Verarbeitung der Pfeife. Das kostbarste was er neben seinen Händen je besessen hatte, das Geschenk. Ein Geschenk gegeben aus Liebe und voll von Vertrauen. Nicht in seine Arbeit, sondern in ihn selbst. Das erste Mal, dass jemand über seine Perfektion hinweggesehen hatte. Das einzige Mal, dass man in ihm einen lebenden Menschen mit Wünschen und Gefühlen und nicht einen Meister seines Gebiets gesehen hatte. Dieses eine Mal hatte auch dazu geführt, dass er sich einmal geöffnet hatte. Der kluge, wohlerzogenen Mann war über seine Arbeit hinweg getreten und hatte sich selbst gezeigt. Nicht wie sonst unter den Lupenbrillen versteckt hinter der kleinen Tischlampe, die ihm sein längst übertroffener Meister zum Abschied geschenkt hatte. Er hatte sich für sie geöffnet und nun war sie weg. Nach all den Jahren, in denen er sie in sein Herz geschlossen hatte, war sie einfach von ihm gegangen. Ohne ein Wort. Ohne einen letzten Kuss. Ohne eine letzte ihrer sanften Berührungen, die ihn all sein Leid vergessen ließen. Nie wieder würde sie, die trotzdem bei ihm geblieben war, ihn wieder in die Wirklichkeit zurückziehen. Niemand würde ihn je wieder die Tasse an seinen vertrockneten Mund setzten. Niemand würde ihm Geschichten erzählen. Niemand würde ihn begrüßen. Niemand würde ihn vermissen, wenn er einmal nicht mehr wäre. Niemand würde je wieder an seiner Schulter um ihn weinen, obwohl er noch gar nicht weg war. Niemand würde seinen alte Uhr im Herzen wieder aufziehen. Seine Seelen-Uhrmacherin war tot. Er war alleine.
Zurück auf der Straße strich der gebrochene Mann noch einmal über die wunderschöne Pfeife. In dieser grauen Umgebung war sie wahrlich der einzige Lichtblick, sie strahlte die Zufriedenheit und die Ruhe vergangener Zeiten aus. Während der raue Wind an seinem Mantel und an seinen Haaren zog und riss, schien die Pfeife vollkommen unbeeindruckt von der Umgebung zu sein. Den grau-schwarzen Pflastersteinen, über die das Laub in wildem Tanz davon flog, die unregelmäßig den Boden bedeckten bis hin zu den ehemalig weißen Wänden der Häuser, die sich scheinbar fensterlos unbarmherzig in die Höhe erstreckten und die Gasse zu einem wie mit Pech geschwärzten Kessel werden ließen. Die Pflastersteine, die sein Sichtfeld einrahmten, in dessen Mitte sich nur die Pfeife befand, die ihn gefangen hielt. Er drehte das Mundstück an seine alten rauen Lippen und zog daran. Alte Nikotinreste lösten sich und verbreiteten sich von seiner Mundhöhle aus bis in die tiefsten Ecken seiner Lunge. Alte Nikotinreste riefen alte Erinnerungen wach, die er schwer herunterschluckte. Die Hälfte dieser Erinnerungen blieb in seinem Hals stecken und ließen ihn unter Hustenkrämpfen zusammenbrechen. Taumelnd, wie das Laub, stolperte er auf die Wand zu um sich an ihr zu stützen. Mit dem Rücken an sie gelehnt richtete er den Blick wieder auf die Pfeife. Der Ursprung, die Ursache und das Symbol seines zerflossenen Glücks. Er suchte das alte Feuerzeug seines Vaters und fand es in der rechten Hosentasche. Noch in der Tasche schloss er die Hand ganz fest um den Lichtbringer. Sein Feuerzeug, das ihn nie im Stich gelassen hatte.
Langsam und bedächtig hob der alte Mann das rostige Feuerzeug an die Pfeife. Das Feuer zersprengte die vorherrschende Dunkelheit direkt vor seinen traurigen Augen. Die Augen, die vor lauter Leid, die schönen Dinge im Leben nun gänzlich vergessen hatten. Die orange-rote Flamme sprang tanzend auf den Tabak über und lies ihn tief rot aufleuchten. Er tat wieder einen Zug und diesmal strömte frischer Rauch in seine Lungen und füllte sie aus. Er hielt kurz die Luft an und dann, ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen, lies er sie langsam wieder aus dem Mundwinkel entweichen. Diese Prozedur wiederholte er mehrfach und mit jedem Zug wurde die Welt weniger wichtig. Die Erinnerungen flossen aus ihm heraus. Mit jedem Zug wurde sein Leid gelindert. Mit jedem Zug wurde seine Seele leichter. Bis plötzlich eine Faust sein Herz schmerzhaft packte und noch in seinem Körper zerdrückte. Seine Herzensuhr war zerschmettert und es gab niemand, der sie wieder reparieren konnte. Langsam sank er zu Boden, den Rücken an der Wand. Keine Schmerzen, keine Gedanken, keine Erinnerungen.
Jeder stirbt für sich alleine.
Niemand begleitet einen.
Letztlich frei von allem.
Auch von Gedanken.
Und Erinnerungen.
Und von Sorgen.
Ganz einsam.
Und doch:
Ganz frei.
Alleine.
Frei.

27.2.2008
Download der ganzen Geschichte von gloria-defectus.de