Montag, 19. März 2012

Tagebuch eines Magiers - Herz aus Stein (Mart)

Voller Begeisterung renne ich über den staubigen Boden. Halb stolpernd kämpfe ich mich durch die letzten Meter vor dem Mienenschacht, Menschen blockieren meinen Weg, doch ich stoße sie ohne Gnade zur Seite.
Schwer atmend starre ich in den finsteren Schacht, meine magieverstärkten Augen erkennen die Umrissen von einigen Menschen, die eine Lore vor sich her schieben.
Schweißgeruch liegt in der Luft, ich ignoriere den Gestank, konzentriere mich auf den Fund.
Ich kann ihn fühlen.
Die Minenarbeiter erscheinen nun auch für das normalsterbliche Auge und ein Raunen geht durch die Menschenmenge um mich.
Der quietschende Karren ist vollgepackt mit glitzernden und funkelnden Steinen, die Arbeit von Monaten.
Der wahre Schatz liegt tiefer, vergraben unter den, für mich wertlosen, Edelsteinen, belanglose Habseeligkeiten des Pöbel, dieser Menschen, die sich selbst in einen Käfig einschließen, ungeahnt des Potentials, das ein jedem inne wohnt.
Ich versuche mich zu beruhigen, langsame Atemzüge, das Zittern in meinen Händen unter Kontrolle zu bringen.
Gierig stürmen die Arbeiter an mir vorbei, versammeln sich um die Lore und Jubeln voller Extase, ein seltsames Schauspiel, kennen sie doch nicht die wahre Bedeutung dieses Fundes.
Ein großer, finsterer Mann schreitet gelassen an mir vorbei, es ist Hakon, der Mienenaufseher.
Ich habe ihn nur kurz in der Stadt gesehen, er hat ein strenges, kantiges Gesicht, ähnlich eines Falken, mit dunklen, lauernden Augen.
Er behandelt die Arbeiter rüde und auch jetzt scheucht er, mit einem kunstvoll verzierten Holzstock bewaffnet, die Leute auseinander.
Ihn folgt ein buckeliger, älterer Mann, der Edelsteinexperte, ich habe seinen Namen vergessen.
Zu meinem Glück besitzt er keinerlei magischer Begabungen, daher wird er mit großer Wahrscheinlichkeit den wahren Wert des Prachtexemplars, das ich suche, verkennen.
„Steht nicht so nutzlos herum! Holt Säcke und eine Wage!“, brüllt Hakon mit finsterem Gesichtsausdruck.
Ebenso grimmige Soldaten flankieren ihn, den Minenarbeitern wird, zumeist leider zurecht, wenig Vertrauen geschenkt.
Ich schreite ein paar Schritte nähe, um das Geschehen genauer zu inspizieren.
Die Minuten scheinen unendlichlange, der Experte scheint in Zeitlupe zu arbeiten, genauestens untersucht er jeden Stein, wiegt ihn, schreibt das Ergebnis nieder und legt ihn in einen der Säcke.
Hakon lässt seine wachsamen Augen keine Sekunde von dem wertvollen Schmuck, ich kann seine Anspannung spüren.
Ich zwinge mich zur Geduld, es ist ein wahrer Wink des Schicksals gewesen, als ich den Bürgermeister überzeugen konnte, mir das Objekt meiner Begierde direkt an der Fundstelle auszuhändigen.
Eine ganze Stunde musste vergehen, bis es endlich zum Vorschein kommt.
Ein Soldat muss den schweren Stein auf den Tisch des Edelsteinexperten hieven.
Verblüfft betrachtet der alte Mann den schwarzen Broken, von dem alle paar Sekunden ein leichtes Pochen ausgeht, feine gelbe Linien zeichneten sich ab.
„Seltsam.“, murmelt er.
Vorsichtig streicht er mit seinen runzeligen Fingern über die raue Oberfläche und blickt perplex zu Hakon.
„Es fühlt sich an wie ein gewöhnlicher Stein, doch er schein magischer Natur zu sein.“
Der Mienenaufseher wirft einen grimmigen Blick zu mir und winkt mich mit einer feindseligen Handbewegung herbei.
„Das hat dich nicht zu interessieren. Er ist bereits verkauft.“, knurrt er.
Nervös krame ich ein Ledersäklein aus meinem Mantel und überreiche es Hakon.
Seine forschen Augen mustern den Inhalt, er nickt kurz und ordert einen Soldaten herbei.
„Nimm noch einen Kollegen und begleite unseren Besucher mit seiner Neuerwerbung in die Stadt. Und tragt dafür sorge, dass ihm nichts geschieht!“

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