Sonntag, 4. März 2012

Tagebuch eines Magiers – Grabesstille (Martin)

Ich würde hier ein Datum schreiben, doch ich habe auf meiner langen Reise jegliches Zeitgefühl verloren. Ich weiß nur das es nachts ist und ich auf einem Grabstein sitze.
Es ist sehr dunkel, doch das macht mir nichts aus, meine Magie erlaubt er mir, genaue Konturen meiner Umwelt wahr zu nehmen. Es strengt mich an, körperlich und geistig, ein Muskelspiel meiner so schwer greifbaren Fähigkeiten, ein ständiges Ziehen in meinem Schädel.
Eine kalte Brise weht die Grabreihen entlang, doch die physische Arbeit hat mich aufgeheizt.
Ich blicke auf meine dreckigen, schmerzenden Hände und betrachte das Konstrukt in meinen Fingern.
Der seltsame metallene Kasten hat eine Ähnlichkeit mit einem Kompass. Auf der Oberseite, zumindest scheint diese Bezeichnung für mich Sinnvoll, befindet sich ein Sammelsurium von Zahnrädern, jedes mit einem matten Edelstein in der Mitte, in einer seltsamen Ruhe, die langsam meinen Herzschlag etwas drosselt.
Das Instrument ist schwer für seine Größe, ich schüttle es vorsichtig und ein leichtes Scheppern ist zu hören.
Dies soll mich also meinem Ziel ein Schritt näher bringen.
Ich öffne meinen Rucksack und lege den Kasten behutsam zu den anderen Teilen des Gerätes.
Nun fehlt mir nur noch ein Katalysator, eine Energiequelle.
Müde hebe ich das Haupt und blicke in das ausgehobene Grab.
Der freigelegte Knochenschädel grinst mir fröhlich zu, er hat nur eine geringe Ähnlichkeit mit den Freund meines Großvaters, dieses seltsamen Kauzes, der selten gelächelt hat.
Wahrscheinlich würde er sogar über diese Situation lachen, er hatte einen seltsamen Humor.
Wie ein Besessener war der alte Mann den selben Pfad entlang geschritten, auf dem ich mich nun befinde, doch der Narr war auf halben Weg gestorben.
Ich überlege kurz das Grab wieder zuzuschaufeln, doch beschließe, dass es die Mühe nicht wert ist.
Ihm wird es recht egal sein und der Totengräber wird es als einen Akt des Vandalismus ad acta legen.
Es ist unwahrscheinlich, dass jemand das Ziel, das ich verfolge, erkennt.
Ist es rechtens?
Ich weiß es nicht.
Doch für Umkehr ist es längst zu spät.
Ausgelaugt hieve ich den schweren Rucksack auf meine Schultern und gehe in die Nacht hinaus.

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