Liebeserklärung mit Plasma an den Händen
Ich
geh auf der Sonne spazieren, weil alle sie so anhimmeln, weil sie viel
verspricht. Ich wandle durch ihre Flammen und streiche sanft über sie. Hauche
gegen kleine Funken und sie zersplittern wie kristallene Pusteblumen. Schneiden
durch den Solarwind, fliegen mit ihm und werden weit, weit weg getragen. Werden
bis zu dir getragen und du weißt ganz genau sie kommen von mir. Aber ich will
nicht, dass du das weißt, will versteckt bleiben zwischen Flammen. Ich will
hier bleiben und nichts mehr mit all dem zu tun haben, will nichts mehr mit dir
zu tun haben, will in Plasma baden. Doch all mein Tun kann nicht von dir
lassen. Du bist mein erster Anstoß, alles ist deine Schuld und alles ist für
dich. Ich kann meine Gedanken nicht von dir abwenden. Du wolltest, dass ich
dich zum Mond bringe, aber dann bin ich weitergeflogen; weitergeflohen um auf
der Sonne spazieren zu geh‘n. Hab dich auf dem Mond gelassen, auf seiner
Sonnenseite gelassen. Wenn ich von meinen Füßen aufsehe, sehe ich alles unendlich
weit und kann nicht an dir vorbeisehen. Du wartest da und fängst alle kleinen
Funken, die ich losschicke, wegblase, freitrete, nur ich bin gefangen. Bewege
mich frei zwischen Sonnenstürmen und versuche meinen Kopf frei zubekommen oder leer zubekommen.
Lehne mich an Lava-Geysire und friere wieder mit meinen Gedanken an dir fest.
Auf dem Mond muss es kalt sein, du allein. Sitze auf einem glühenden Brocken
und schon wieder nur du. Werfe mich hinab zwischen die ganzen Fusionen, will dort
zerdrückt werden, will etwas anders werden, doch meine Gedanken halten mich
zurück, halten mich am Rand des Abgrunds fest, klammern sich alle nur an dich
und um dich. Sie ziehen mich aus der Mitte der Sonne bis zu dir, kann gar
nichts dagegen tun, will auch gar nichts mehr dagegen tun. Du bist alles. Stehe
nun jetzt vor dir und nur ich seh‘ dich. Du bist geblendet von den Resten der
Sonne an meinen Händen, herausgerissen beim dem dummen Versuch mich
festzuklammern, mich zu wehren. Während du nicht sehen kannst, verbrenn ich den
Boden dieses Mondes. Drücke meine Hände in ihn, will ihn strafen. Wo sind denn
diese wahren, diese physikalischen Anziehungskräfte und wie kann denn das sein,
dass ich wieder hier bin? Entferne meine Hände aus seinem Leib und Narben sind
Wörter. Narben sind Bilder. Narben sind Botschaften. Liebesbeweise. Alle nur
für dich. Du siehst nur sie. Jetzt siehst du nicht mich. Ich umarme dich. Ich
meine es so. Ich sag „Ich liebe dich“ und Plasma tropft mir von den Händen.
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