Dienstag, 8. Juni 2010

Literaturupdate 2010 - Bahnhof der Hoffnung (elmo)

Vor kurzem war es soweit: Die Anmeldefrist zum Literaturupdate ist rum und nun wird alles gesichtet und bewertet ... Ergebnisse gibts erst viel später, aber genau weil das noch so lange dauert, gibt es hier eine kleine Preview in der Form eines kleinen Videos dazu:

Donnerstag, 13. Mai 2010

Things to do in Jeru when you're dead (elmo)

Eine ältere Kurzgeschichte über den Preis des Lebens in einer fremden Welt ... und über einen Enge:

  
Langsam hob er den Blick an die kahle weiße Wand und fing an sein nicht mehr weißes Hemd wieder zuzuknöpfen. Die Wand hatte kein angenehmes Weiß, nichts verhieß hier Hoffnung, nur Kälte. Hinter ihm hörte er die Tür surren und während jemand das Zimmer betrat, hörte er leise eine farblose Melodie, die genauso gefühlslos klang, wie er sich fühlte.
Als der Neuankömmling blechern zu sprechen begann, drehte er sich auf dem Stuhl um und sah dem Gegenüber stumm und ausdruckslos ins Gesicht. Er hörte nur zu und als alles gesagt war, stand er ruhig auf und schritt durch die Tür hinaus. Eine Woche noch, keinen Tag länger.
Er war alleine auf dem Gang und doch bot man ihm durch ungesehene Lautsprecher hindurch an, seine HealthCare-Klasse für einen Sonderpreis zu erhöhen; seine aktuelle Stufe unterstütze keine weiteren nötigen Schritte, nicht einmal eine Beerdigung. Dennoch schritt er unverändert weiter auf den Ausgang zu.
Draußen roch es nach Desinfektionsmittel und die Straßen waren fast leer. Nur hier und da lag etwas Müll, der genauso wie seine Umgebung weiß war. In seine schmutzigen Klamotten war er auf groteske Art zwischen diesen weißen Mauern zu einem „Farbklecks“ geworden. Als er weiter den Ausgangsschildern folgte überkam ihn der Gedanke, dass es wohl wieder sehr lange dauern würde bis sich wieder jemand durch das Labyrinth des medizinischen Sektors hindurchbewegen würde. Warum auch? Dank des EternalGenesis-Projekts konnte jeder, der wollte, sich unsterblich machen lassen und das ganz umsonst; und jeder der das nicht wollte, hatte sowieso kein Geld für eine Arzt. Selbst in den Slums von Jeru wurden in den Bordellen und Bars nur noch „Ewige“ eingestellt.
Nach einiger Suche fand er noch eine Automaten, der nicht nur funktioniert, sondern viel wichtiger auch noch Bargeld annahm. Er kaufte sich ein Ticket für die Bahn, die alle Sektoren ringförmig anfuhr. Unter den verächtlichen Blicken der „Ewigen“ stieg er ein und verzog sich in eine Ecke. Ein Mensch war ein seltener und unbeliebter Anblick. Man musste nicht erst durch seine ungewaschenen langen Haare hindurch sehen um zu erkennen, dass das „EG“-Tattoo auf seiner Stirn fehlte. Ein Tattoo, das mittlerweise mehr als 98% der Bevölkerung Jerus zierte. Aber die Blicke waren ihm egal, erst recht als ihn wieder ein Hustenanfall fast zu Boden warf und alle Zweifel über ihn bereinigte. „Ewige“ haben nicht einmal Schluckauf.
In den Slums angekommen wanderte er etwa eine Stunde lang durch die dreckigen und stinkenden, teilweise durch den Müll sehr engen Gassen bis er endlich zu stehen kam. Warum sollte man denn auch den Müll wegräumen? In den reichen Sektoren sicherlich aus ästhetischen Gründen, aber auch in den Slums gab es fast nur noch „Ewige“, sodass ein möglicher Krankheitsausbruch den meisten nur gerecht gekommen wäre.
Endlich schloss sich die Tür hinter ihm. Er ging noch ein paar Schritte und ließ sich dann einfach in einen seiner Sitzsäcke fallen. Der Lärm. Er viel ihm erst auf, wenn er endlich einmal verschwand. Hier drinnen war es angenehm und schon fast erschreckend ruhig. Draußen jedoch hörte er sein eigenes Wort noch kaum; aber das ging nicht einmal 2% der Bevölkerung so. Langsam und als habe er viele Tonnen zu tragen erhob er sich wieder und drückte auf eine Knopf an der Wand. Mit leisem Brummen kündigte der uralte SuperAir 2700 die Wiederaufnahme seiner Arbeit wieder an. Er wartete noch 5 Minuten und holte dann zum ersten mal wieder seit dem Morgen tief Luft.
Langsam öffnete er wieder seine Augen und als er wieder scharf sehen konnte, blickte er an die Decke. Der uralte Stadtplan von „New New York“ über seinem Bett war das einzige greifbare, was sein Vater ihm vor viel zu langer Zeit überlassen hatte. Der Stadtplan war noch aus echtem Papier und eine Ehrung für den letzten Bürgermeister dieser schon lang untergegangenen Stadt. Aber für ihn war es ein Mahnmal. Eines, das ihn an die Taten und das Leben seines Vaters erinnerte. Wie dieser versucht hatte die Welt zu verbessern, mit den Wissenschaftlern des EternalGenesis- und des HumanDeForm-Projekts und den anderen Bürgermeistern. Wie er mit seiner Überredenskunst NNY zu ersten komplett „ewigen“ Stadt gemacht hatte. Und wie er hatte sie brennen sehen müssen, das Leid in den Gesichtern auf deren Stirn sich ein Tattoo befand. Wie er hatte nach Jeru fliehen müssen mit all den anderen, die nun hier existierten. Und auch wie er sich am Ende gegen das ewige Leben entschieden hatte und sich freiwillig ein Ende gesetzt hatte. Doch vorher klonte er sich selbst, einen Sohn um das Leid der Welt zu tragen und mit genug Wissen um sich dem Tod nicht zu entziehen. Das einzig ewige an ihm war sein Gedächtnis. Einer der wenigen, die wussten, dass man auch die Unsterblichkeit nicht umsonst bekam. Er schlief wieder ein. Protest hätte nichts genutzt.
Als er wieder erwachte und auf die Uhr sah, musste er schmerzlich feststellen, dass er tatsächlich seit 2 Tagen nichts mehr gegessen hatte. Sein ganzer Körper zitterte schon leicht. Er musste also wieder hinaus. Nachdem er durch die Drucktür hindurch geschritten war, brannte ihm das ewig gleiche Licht wieder einmal fast die Augen aus dem Kopf. Er würde sich nie daran gewöhnen … aber das musste er ja auch nicht mehr. Solange er nur grelle Schemen erkennen konnte tastete er sich langsam am Geländer entlang die lange Wendeltreppe auf die Straßen hinunter. Unten angekommen konnte er auch schon wieder viel mehr sehen.
Er zeigte erst auf den großen Trog und dann auf seine Hand. Der Verkäufer verstand, öffnete ihm den Deckel und ließ ihn gewähren. Sicher eine Sache, die er nie vermissen würde: Synthetisches Fleisch, angereichert mit allem wichtigen Zusätzen, die man sich nur ausdenken konnte, und dennoch ohne Geschmack. Er ließ das vorher abgezählte Geld zurück und widmete sich seiner Mahlzeit. Langsam versenkte er sein Gesicht in seiner großen Hand und ließ schmatzende Geräusche erklingen. Das zähe Kunstfleisch hatte er schon früher nie richtig beißen können, aber in seinem jetzigen Zustand musste er wohl oder übel alles auf einmal hinunterschlingen. Als er fertig war wischte er sich die Hand an seiner Hose ab und drehte den allen Essensständen den Rücken zu.
Er brauchte unbedingt mehr Schlaf, aber die Käfer ließen ihm keine Ruhe. Überall krabbelten sie umher und schwirrten durch die Luft. Dennoch brachte er es nicht über sich, sie alle zu töten. Waren sie doch das einzige echte Tierleben, das noch übrig war. Wie hätte er es verantworten sollen? Er versuchte erfolglos wieder einzuschlafen. Es half nichts. Dann konnte er auch gleich etwas trinken gehen. Ein letztes mal … oder vielleicht ein vorletztes mal.
Das Problem bei der freien Wahl der Prozentzahl war, dass man es zu leicht übertreiben konnte. Er selbst wusste, dass er nicht mehr als 6 Drinks mit mehr als 45% trinken sollte, aber viele der „Ewigen“ kannten ihre Grenzen nicht. Aber warum auch? Sobald ihr Körper zerfressen war von all den konsumierten Substanzen, würde er wieder erneuert werden, natürlich „umsonst“. So wie alles ganz „umsonst“ ersetzt wurde. Auf einmal hörte er hinter sich eine großen Knall und das Zerbrechen von Tischen. Obwohl er sich sehr langsam umdrehte, war er die schnellste Person in der Bar. Alles war wie eingefroren, selbst die Musik war verstummt. Man hatte die „Ewigen“ wieder angehalten. Er nahm seinen Drink und schritt langsam auf den „Ewigen“ zu, der sich beim Sturz aus einem der Balkone dieser mehrstöckigen Bar den Kopf zermalmt hatte. Traurig betrachtete er, wie unter den Knochenstücken kein Gehirn, sondern nur ein großer blutiger Chip zum Vorschein kam. Ein Chip mit der Aufschrift „EG“, ein Chip als Preis. Zu oft hatte er das traurige Spiel schon miterlebt. Er hatte noch ca. 10 Minuten bis die Aufräumarbeit beginnen würde. Während rings um ihn die Erinnerungen an einen „Ewigen“, der vielleicht sogar eine Familie hatte, gelöscht wurden, trank er aus und verließ die Bar.
Das mit dem Schlaf klappte wohl leider nicht mehr so richtig. Vielleicht weigerte sich sein Körper die letzten Tage so unnütz zu vertun. Er erhob sich und ging zu dem Zeit- und Datumsdisplay an der Wand. Die Jahresanzeige hatte er schon vor langem zerschlagen, heute folgte die Uhrzeit. Noch 3 Tage. Da braucht er keine Uhrzeit mehr, er wollte keine mehr. Und bei dem ewig gleichen Wetter- und Lichtverhältnissen hätte er sowieso nicht gemerkt, wenn die Uhrzeit nicht gestimmt hätte. Plötzlich rannte er auf das Klo und kam dem Bedürfnis wieder einmal Blut zu kotzen nach. Es fühlte sich keinesfalls noch wie 3 Tage an. Er wusch sich sein Gesicht und blickte in die Reste die von seinem Spiegel übriggeblieben waren. Schnell wandte er sich wieder ab. Er musste hier raus.
Es waren sicher schon mehrere Stunden die er ohne Ziel durch die Slums streifte, das sagten zumindest seine Beine. Er suchte eine Stelle an der man die Wand noch berühren konnte und lehnte sich dort dagegen. Vielleicht konnte er ja hier etwas ruhen. Die Zeit verging, wie immer. Ein Gefühl das die „Ewigen“ gar nicht mehr kannten.
Ein Schrei, der durch die Gassen raste, weckte ihn. Noch einer riss ihn endgültig hoch. Es waren nicht wirklich Schreie. Mehr eine Mischung aus Quieken und Schreien. HumanDeForm. Er richtete sich auf und folgte der Quelle des Lärms. Eine Woche … da siegte auf alle Fälle die Neugier. Doch was er hinter der letzten Biegung sah, hielt er nicht für möglich. Mehr noch als das immer gleiche Licht, das vom immer gleichen Himmel herab in diese Gassen nur spärlich hinunterreichte, in vollster Kraft blendete ihn diese Erscheinung. Die Luft war erfüllt von strahlend weißen Federn, die lustig vor sich hin tanzten. Doch das war das einzige was dem Bild, das sich ihm bot, etwas positives gab. Zwischen all den Federn zerrten zwei krankhaft zuckende Gestalten mit aller Gewalt eine engelsgleiche Gestalt aus einem aufgebrochenen Käfig hervor, während sich daneben am Boden uniformierte Leichen in einander gestückelt ausbluteten. Und jede Feder, die zu Boden sank, wurde blutig rot und blieb in ihrem Elend am Boden kleben. Die zwei Räuber bemerkten ihn gar nicht und als sie es doch taten, war es für sie schon lang zu spät. Reden hätte sowieso nichts mehr genützt. Sein Körper bewegte sich sogar noch flüssiger, als er es selbst erwartet hatte. So wie in den Tagen als er noch gesund war. Dumpf schlugen zwei weitere Körper auf dem zuerst dreckigen und nun blutüberströmten Boden auf. Keuchend stand er auf seine Oberschenkel gestützt zwischen den Fliegenden federn, während sich die Lumpen, die er als Schuhersatz trug mit Blut vollsaugten. Als er sich wieder unter Kontrolle hatte, wandte er sich dem bewusstlosen Engel zu.
Er hatte sie mitgenommen … was hatte er sich dabei nur gedacht? Nein, er hatte gar nicht gedacht, er hatte instinktiv gehandelt. Und das hatte er nun davon. Einen kleinen Engel. Behutsam legte er das Wesen auf den Boden und rollte es aus den schmutzigen Laken und Stofffetzen aus, die er als Sichtschutz benützt hatte. Immer noch bewusstlos. Vorsichtig untersuchte er den kleinen weißen Körper nach Verletzungen, doch er konnte nichts aus ein paar Schürfwunden und einer etwas größeren Wunde an der Hand entdecken. Er reinigte alles und verband die Hand. Wie konnten die Wissenschaftler von damals sich überhaupt noch im Spiegel anschauen. Der Mensch und seine Gene waren keine Spielzeuge. Doch man musste wohl auch immer alles tun, wenn man es konnte. So brachte das HumanDeForm-Projekt immer mehr Gestalten hervor, die von der Natur nie so gewünscht waren. Menschen, die sich so verändern ließen bis sie keine mehr waren. Aber das eigentliche Verbrechen waren die kompletten Neukreationen. Ohne Würde, nur geschaffen für einen Zweck. Und nun lag eine dieser neugeschaffenen Kreaturen vor ihm. Das Grundgerüst war das eines kleine maximal 13-jährigen Mädchens, doch auf dieses Fundament darauf war die alte Vorstellung eines Engels erbaut worden. Weiße Haut und blondes Haar; zwei große Flügel, voll von weißen Federn; ein zärtliches Gesicht und androgyne Gliedmaßen, nur die kleinen Brüste und der Beckenbereich ließen einen das Fundament erahnen. Er bettete das Wesen in einem der Sitzsäcke, deckte es mit einem relativ frischem Handtuch zu und legte ich selbst schwer erschöpft schlafen.
Als er wieder erwachte, leuchtete ihm auf der Anzeige rot sein letzter Tag entgegen. Alles tat ihm weh. Der Vortag war wohl mehr als überstrapazierend gewesen für seinen geschundenen Körper. Der Versuch nach dem Engel zu sehen endete in erstickten Schmerzensschreien. Er ließ sich wieder zurückfallen und schlief, ohne weiter über etwas nachzudenken, gleich wieder ein.
Als er wieder erwachte konnte er seinen Augen nicht trauen. Wie konnte sich die Medizin auf dem Stand den sie jetzt hatte überhaupt irren? Er lebte noch. Weil er der Sache jedoch nicht ganz traute, blickt er sich vorsichtig mit leicht erhobenem Kopf um. An seiner Bettkante saß jemand im Schatten, doch die Flügel zeichneten sich auch im Dunkeln so ab, dass kein Zweifel daran bestand, wer an seinem Bett saß. Als er zu reden versuchte, merkte er, dass sein Hals komplett ausgetrocknet war und er außer leichtem Röcheln nichts herausbrachte. Langsam und immer noch unter Schmerzen richtete er sich auf, ohne jedoch den Blick von dem Engel zu lassen. Obwohl das Wesen sehr ruhig da saß, konnte er leichte Bewegungen ausmachen. Die Flügel zuckten leicht, als er nach ihnen langte, aber der Engel blieb sitzen. Aber nun viel ihm etwas auf, sein Bettlaken war ungewöhnlich schmutzig, und als er es gerade anfing die kleinen Flecken zu suchen untersuchen, berührte ihn kurz eine Hand am Arm. Er sah noch schnell die Hand, mit dem alten blutigen Verband, im Schatten verschwinden. Er sah hoch an der weißen Gestalt, die nun vor ihm stand. Das schöne Gesicht lag vollkommen im Schatten, doch im Dunkeln schienen silbernen Augen pulsierend zu leuchten. Der Engel streckte ihm seine offenen Handflächen entgegen. Ihm blieb das Herz fast stehen, als die Handflächen aus dem Schatten hervortraten, und ihm wurde schlagartig sehr kalt. Der Engel streckte ihm zwei Hände voll zerquetschter Käfer entgegen.

2.7.2008
Download der ganzen Geschichte von gloria-defectus.de

Donnerstag, 28. Januar 2010

Wärmpflichtgesetz (elmo)

 Wofür ein Biochemieseminar nicht alles gut ist: Babies besitzen Entkoppler.
Was Tieren im Winterschlaf Wärme gibt funktioniert auch bei Neugeborenne und ihrem brauem Fettgewebe. Das wiederum weckt natürlich den kreativen Geist! Babies die Wärme ausstrahlen ... ach wie schön!
Wer hätte bei Bauchschmerzen nicht gern ein weiches Baby auf dem Bauch, im Ersatz zur alten Wärmflasche aus vergilbtem Gummi. Welcher Raum gewinnt nicht an Leben, wenn ein Wärme spendender "Käfig" voller Neugeborener den in der Ecke steht?  Und gerade in kalten Winternächten wird vielen letztendlich dann auch ums Herze warm, wenn ein wärmendes Baby mit unter der Decke kuschelt.
Doch wo sind in unserer heutigen Zeit all die liebenswerten Geschöpfe? Früher war alles besser ... naja es gab wenigstens genug Winzlinge, die ihre Hitze durch die Gegend strahlten. Aber den alten Zeiten nachweinen hilft auch nicht weiter, deswegen hört auf zu verhüten und macht mehr Kinder!
Das Allerbeste kommt dabei noch: Zieht man dabei die Umwelt in Betracht, so ist die lebende Heizung nur zu empfehlen und deswegen hat das Bundesministerium für ökologischen Erhalt gehandelt und einen Gesetzesentwurf bereitgestellt.
Denn nicht jede Familie kann sich Kinder auch wirklich leisten, so wie sich nicht jede Familie ihren Privatsoldat (den sie mit Rüstung und Ross in den Krieg schicken kann) leisten kann. Also muss dem Wehrdienst nur nachgeeifert werden.
"Kinder von allen für alle" hat einen leicht roten Gedankenstreifen, aber das gleiche könnte man ja dann auch über den Wehrdienst sagen ... und wer würde das schon wagen?!?
Aber genug geredet bzw. geschrieben! Ich konnte den ersten Entwurf abfangen und biete ihn hier ganz kostenlos zum Download an. Viel Spaß und auf viele Kinder!


Gesetz-Download von http://gloria-defectus.de

Mittwoch, 27. Januar 2010

Und am Ende doch für das Überleben ... (elmo)

1979 startet die Nostromo  um die erste Begegnug mit Gigers Geschöpf zu machen, dem ab dahin nur schlicht als "Alien" deklarierten Feind des Lebens aus dem All. Während sich Ripley noch 1986, 1992 und 1997 in den bewegten Kampf stürzt, werden weniger bekannt unzählige Comics bei Dark Horse veröffentlicht.

Unter all diesen endet die 4-teilge Reihe "Aliens - Genocide" mit folgendem Bild:







Und am Ende triumphieren sie doch ...
Marine Jastrow startet in die Mission mit diesem Saxophon und der Droge "Xeno Zip"; und alles für die ruhige Hand. Doch wie immer: Bei all der Verzweiflung, die die Aliens den Menschen bringen, bleibt am Ende doch nur die Flucht.
Eine Hand voll "Xeno Zip" ermöglicht es und am Ende bleibt ein vollgepumpter synthetischer Streiter auf dem Alienplanet zurück und auch ein Saxophon. Doch nicht nur Drogen und ein Instrument bleiben zurück, denn am Ende zählt nur überlebt zu haben ... und nicht zu welchem Preis.

Donnerstag, 21. Januar 2010

Kindermenü (elmo)

 Über Essen und Autorität:

„Brav den Mund auf, gut kauen und dann erst schlucken“, befahl der Weißbekittelte seinem blinden Gegenüber und manövrierte mit seiner langen gläsernen Zange, in der sich nur für einen der beiden das Licht spielte, ein Stück gebratenes Fleisch in dessen Mund. „Tester 335, erkennen sie den Schweinebraten?“, fragte der Mann mit der gläsernen Zange. „Ich bin mir nicht ganz sicher, welche Soße verwen..“, setzte der andere an, bis er kalt unterbrochen wurde: „Nur auf die Frage antworten!“ – „Positiv!“
Zufrieden hängte der Mann ohne Namensschild die Zange an den Rolltisch, machte ein Häkchen auf dem Klemmbrett hinter der Nummer 335, und zog mit der rollenden Unterlage durch die einzige Tür des Zimmers davon. Der nächste Halt war gleich gegenüber: Zimmer 336.
Er öffnete die Tür trat herein, holte den Wagen hinter ihm durch die Tür und schloss diese wieder. „Sie wissen was nun kommt, Tester 336?“ – „Positiv“ – „So ist‘s gut. Sie werden gleich ein Stück Apfel bekommen und müssen nur sagen, ob sie es erkannt haben. Mund auf!“ Mit der mittlerweile gut eingeübten Handbewegung fischte er das letzte gebratenen Fleischstück vom Teller und steckte es sacht in den Mund. Hier spielte kein Licht mit der Glaszange, es surrte nur die alte Neonröhre an der Decke und verbreitete ein kühles gedämpftes Licht. „Positiv!“ – „Sehr gut, brav. Sie werden in Kürze abgeholt. Dann wird ihnen auch die Augenbinde abgenommen.“
Er packte wieder seine Sachen zusammen, machte sein Häkchen und verließ den Raum. Er machte sich langsam auf den langen Weg zurück…den grauen kahlen und leblosen Gang entlang. Auf beiden Seiten nur Türen mit Nummern. Alles was er hörte waren die kleinen Plastikreifen die über den Boden quietschten und das summende Geräusch der Neonröhren.
Am Ziel angelangt stellte er den Tisch zu den übrigen Gebrauchten dazu, betrat die Umkleide und wechselte den nichtssagenden weißen Kittel gegen den schwarzen Anzug mit dem Namensschild aus.
Er kämmte sich die Haare, richtete die graue Krawatte und ging auf der anderen Seite der Umkleide wieder heraus. Nur sein Klemmbrett führte er noch mit sich.
Die Sekretärin meldete ihn an und er trat durch die Tür hindurch.  Der alte kahle Mann mit dem teuren Anzug saß wie gewohnt in dem riesigen schwarzen Ledersessel,  der wohl schwer unter dem immensen Gewicht zu leiden hatte. „Na A, was haben sie zu berichten? War es heute ein spannender Tag?“  der Mann mit dem schlichten A auf dem Namensschild wartete bis das hämische Gelächter im Raucherhusten untergegangen war. „Sie wissen genau, wie es war, aber trotzdem fragen sie. Und sie kennen das Ergebnis auch schon. Müssen wir wirklich weitertesten?“ – „Oh…das wissen hingegen sie schon. Alles muss mit rechten Dingen zugehen. Wir wollen doch nicht, dass unser so gut geplantes Produkt wegen so einer Kleinigkeit versagt! Die jahrelange Arbeit wäre umsonst, die potentiellen Leben verschwendet. Wir wissen beide, dass das gebratene Fleisch von Neugeborenen genau den Geschmack annimmt, der erwartet wird. Dennoch…es ist unsere Aufgabe als kulinarische Pioniere…und als Wissenschaftler, dass wir uns ganz sicher sind!“ – „A…“ – „KEIN ABER! … Ich weiß ihren Beitrag hier sehr zu schätzen, deswegen sind sie auch mein A...aber Namen können geändert werden. Vielleicht sogar zu P. Merken sie sich das endlich.“ – „Also testen wir weiter.“ – „Positiv!“
Diesmal wartete er nicht bis die Lache erstickte, er drehte dem bebenden Fleischberg sofort seinen Rücken zu und verließ den Raum. Es hatte sowieso keinen Sinn sich zu wiedersetzten.
„Positiv“

23.1.2008
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Innerer Monolog mit der Pfeife, in der er seine Seele rauchte (elmo)

Eine Kurzgeschichte über Reflexion, Ruhe und Freiheit:


Langsam und bedächtig hob der alte Mann das rostige Feuerzeug an die Pfeife. Seine Hand hatte die ganze Zeit schrecklich gezittert, schon die ganzen letzten Jahre hatte sie ihre alte Ruhe verloren. Damals musste er dann deswegen auch sein Handwerk aufgeben. Sein Lebenswerk war zu diesem Zeitpunkt vollendet. Es sprach für sich selbst. Die Hand hatte erst wieder zu ihrer Ruhe zurückgefunden, als er in seine Tasche gegriffen hatte. Die Hand, die einst so filigrane Arbeiten erledigen konnte und ebenso fein geformt war, wie die Kunststücke die sie vollbrachte, war nun verkümmmert. Die gekreuzten Narben auf jedem Handrücken zeugten von dem verzweifelten Versuch, die alte Sicherheit wieder künstlich zurückzubringen. Der Unterschied seiner Hände von einst und jetzt war zu stark gewesen für ihn, es hatte ihn innerlich zerfressen und ihm den Lebenswillen geraubt. Es waren doch die Uhren gewesen, die mit ihrem Ticken seine eigene innere Lebensuhr immer weitergetrieben hatten. Das Bauen und Reparieren war sein Lebensinhalt und nun war es ihm verwehrt auch seine eigene innere Uhr wieder richtig zum Laufen zu bringen. Doch als er den Tabak der Schachtel aus seiner Manteltasche entnahm war alles vergessen. Die Hand - ruhiger als das Meer je sein könnte, als ob der Wind, der alles in Bewegung setzt, noch nicht geboren wäre. Ganz langsam und dennoch sicher,  jeder Muskel kannte seinen angestammten Platz und wusste was er zu tun hatte. In runden, gleichmäßigen Bewegungen füllten die Hände den Topf der Pfeife. Die Sorgfalt und das außerordentliche Geschick hierbei wäre nicht nur einem Pfeifenraucher selbst aufgefallen, alles war perfekt; sogar die Verarbeitung der Pfeife. Das kostbarste was er neben seinen Händen je besessen hatte, das Geschenk. Ein Geschenk gegeben aus Liebe und voll von Vertrauen. Nicht in seine Arbeit, sondern in ihn selbst. Das erste Mal, dass jemand über seine Perfektion hinweggesehen hatte. Das einzige Mal, dass man in ihm einen lebenden Menschen mit Wünschen und Gefühlen und nicht einen Meister seines Gebiets gesehen hatte. Dieses eine Mal hatte auch dazu geführt, dass er sich einmal geöffnet hatte. Der kluge, wohlerzogenen Mann war über seine Arbeit hinweg getreten und hatte sich selbst gezeigt. Nicht wie sonst unter den Lupenbrillen versteckt hinter der kleinen Tischlampe, die ihm sein längst übertroffener Meister zum Abschied geschenkt hatte. Er hatte sich für sie geöffnet und nun war sie weg. Nach all den Jahren, in denen er sie in sein Herz geschlossen hatte, war sie einfach von ihm gegangen. Ohne ein Wort. Ohne einen letzten Kuss. Ohne eine letzte ihrer sanften Berührungen, die ihn all sein Leid vergessen ließen. Nie wieder würde sie, die trotzdem bei ihm geblieben war, ihn wieder in die Wirklichkeit zurückziehen. Niemand würde ihn je wieder die Tasse an seinen vertrockneten Mund setzten. Niemand würde ihm Geschichten erzählen. Niemand würde ihn begrüßen. Niemand würde ihn vermissen, wenn er einmal nicht mehr wäre. Niemand würde je wieder an seiner Schulter um ihn weinen, obwohl er noch gar nicht weg war. Niemand würde seinen alte Uhr im Herzen wieder aufziehen. Seine Seelen-Uhrmacherin war tot. Er war alleine.
Zurück auf der Straße strich der gebrochene Mann noch einmal über die wunderschöne Pfeife. In dieser grauen Umgebung war sie wahrlich der einzige Lichtblick, sie strahlte die Zufriedenheit und die Ruhe vergangener Zeiten aus. Während der raue Wind an seinem Mantel und an seinen Haaren zog und riss, schien die Pfeife vollkommen unbeeindruckt von der Umgebung zu sein. Den grau-schwarzen Pflastersteinen, über die das Laub in wildem Tanz davon flog, die unregelmäßig den Boden bedeckten bis hin zu den ehemalig weißen Wänden der Häuser, die sich scheinbar fensterlos unbarmherzig in die Höhe erstreckten und die Gasse zu einem wie mit Pech geschwärzten Kessel werden ließen. Die Pflastersteine, die sein Sichtfeld einrahmten, in dessen Mitte sich nur die Pfeife befand, die ihn gefangen hielt. Er drehte das Mundstück an seine alten rauen Lippen und zog daran. Alte Nikotinreste lösten sich und verbreiteten sich von seiner Mundhöhle aus bis in die tiefsten Ecken seiner Lunge. Alte Nikotinreste riefen alte Erinnerungen wach, die er schwer herunterschluckte. Die Hälfte dieser Erinnerungen blieb in seinem Hals stecken und ließen ihn unter Hustenkrämpfen zusammenbrechen. Taumelnd, wie das Laub, stolperte er auf die Wand zu um sich an ihr zu stützen. Mit dem Rücken an sie gelehnt richtete er den Blick wieder auf die Pfeife. Der Ursprung, die Ursache und das Symbol seines zerflossenen Glücks. Er suchte das alte Feuerzeug seines Vaters und fand es in der rechten Hosentasche. Noch in der Tasche schloss er die Hand ganz fest um den Lichtbringer. Sein Feuerzeug, das ihn nie im Stich gelassen hatte.
Langsam und bedächtig hob der alte Mann das rostige Feuerzeug an die Pfeife. Das Feuer zersprengte die vorherrschende Dunkelheit direkt vor seinen traurigen Augen. Die Augen, die vor lauter Leid, die schönen Dinge im Leben nun gänzlich vergessen hatten. Die orange-rote Flamme sprang tanzend auf den Tabak über und lies ihn tief rot aufleuchten. Er tat wieder einen Zug und diesmal strömte frischer Rauch in seine Lungen und füllte sie aus. Er hielt kurz die Luft an und dann, ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen, lies er sie langsam wieder aus dem Mundwinkel entweichen. Diese Prozedur wiederholte er mehrfach und mit jedem Zug wurde die Welt weniger wichtig. Die Erinnerungen flossen aus ihm heraus. Mit jedem Zug wurde sein Leid gelindert. Mit jedem Zug wurde seine Seele leichter. Bis plötzlich eine Faust sein Herz schmerzhaft packte und noch in seinem Körper zerdrückte. Seine Herzensuhr war zerschmettert und es gab niemand, der sie wieder reparieren konnte. Langsam sank er zu Boden, den Rücken an der Wand. Keine Schmerzen, keine Gedanken, keine Erinnerungen.
Jeder stirbt für sich alleine.
Niemand begleitet einen.
Letztlich frei von allem.
Auch von Gedanken.
Und Erinnerungen.
Und von Sorgen.
Ganz einsam.
Und doch:
Ganz frei.
Alleine.
Frei.

27.2.2008
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