Dienstag, 24. April 2012

Ein wenig Sentimental (The_Chronicle_of_Hektor)


Ruhig stand er da. Sein Herz hörte langsam auf wie wahnsinnig zu rasen. Eine Filmreife Kurzschlussreaktion, dachte er. Aber wieso hörte sie auch nicht auf zu reden? Mehrmals hatte er sie darum gebeten jetzt endlich still zu sein. Sie musste ja weiter machen. Das Blut tropfte noch von seiner Hand auf das Birkenparkett. Er zog sich aus und schmiss seine Kleider, welche mit Blutspritzern getränkt waren, in den Ofen. Während sich die Flammen durch den Stoff fraßen, wurde ihm sein Problem bewusst. Was mit der Leiche tun? Nackt setzte er sich in seinen Sessel und betrachtete den Kadaver. Wie eine Leiche verschwinden lassen? In den Fluss werfen oder vergraben kam nicht in Frage, dacht er. Solche Täter werden immer gefasst. Verbrennen? Viel zu auffällig. Er musste sie eher Häppchenweise loswerden.

Genau! Zerkleinern und dann irgendwie die Stückchen loswerden. Er holte den Werkzeugkasten und fing an die Leiche zu zerkleinern. Die verschieden große Stückchen packte er in Plastiksäcke und warf diese in die Kühltruhe. Denn den Verwesungsgeruch bekommt man sehr schwer wieder aus den Möbeln, hatte er einmal gelesen. Nachdem er den Boden und sämtliche Utensilien noch gesäubert hatte ging er schlafen. Er hatte viel vor für den nächsten Tag.

Früh stand er auf und fuhr mit dem Auto zu drei verschiedenen Zoohandlungen. Er kaufte sich drei große Terrarien und die drei größten Boa Constrictors die er finden konnte. Kaum waren die Terrarien mit allem Zubehör aufgebaut holte er schon den ersten Sack. Sobald die Teile im Sack auf Körpertemperatur aufgewärmt waren, fing er an diese zu verfüttern. Mit der Futterzange den Schlangen ein lebendes Beutetier vorgaukelnd, brachte er die Tiere dazu sich begierig auf das Fleisch zu stürzen. Bald waren der Großteil der kleineren Glieder und Teilchen verschlungen. Nur die Stücke mit den dickeren Knochen machten ihm Sorgen. Er verstaute die Reste wieder in der Kühltruhe.

Die Koffer waren fertig mit all ihren Wertsachen und Ausweisen gepackt. Er setzte sich in ihr Auto und fuhr mehrere Stunden Richtung Osten. Als er weit nach der Grenze in der Stadt ankam, parkte er das Auto etwas Ausserhalb des Stadtkerns in einer Nebenstraße. Der Rest wird sich von selbst erledigen, dachte er, als er den Wagen offen und mit steckendem Schlüssel Richtung Bahnhof verließ.
Zuhause fuhr er gleich mit seinem Auto los um sich einen Backenbrecher und eine Kugelmühle auszuleihen. Wieder zuhause nahm er die großen Stücke und schabte das restliche Fleisch ab, bis fast nur noch die Knochen übrig blieben. Das Fleisch und die restlichen Organe verfütterte er wieder an die Schlangen. Die Knochen warf er zum zerkleinern in den Brecher und mahlte sie in der Mühle zu einer fein körnigen Masse. Diese formte er, in einem großen Kochtopf mit heißem Wasser und der Zugabe von Honig zu einem Teig artigen Batzen. Welcher dann zu vielen kleinen Kügelchen weiterverarbeitet wurde.

Am nächsten Tag ging er in den Zoo. Es war ein schöner Tag und viele Familien waren unterwegs. Der Zoo wurde von vielen kleinen Flüsschen durchzogen, in denen eine Menge Fische schwammen. Jedes mal wenn er anfing diese zu füttern und die Tiere zu hunderten um das dargebotene Futter kämpften, sah er ein kleines Kind welches mit Neide erfüllten Blicke seine Tüte beäugte. Stets ging er hin und gab den Kindern die kleinen Tüten. Freudestrahlend sprangen sie umher und verteilten großzügig den Inhalt ihres Geschenks. Selbst die Eltern bedankten sich meist überschwänglich.
In den nächsten Tagen fuhr er die Boas, in ihren frisch gesäuberten Terrarien, zu ihren neuen Besitzern. Diese hatten sich auf folgende Annonce gemeldet: „Boa Constrictor mit großen Terrarium und Zubehör entgeldfrei aus Platzmangel abzugeben.“

Er saß in seinem Stuhl und betrachtete ein wenige Sentimental eine Schneekugel. In der Kugel befand sich ein großes Schloss mit Türmen. In der Mitte besaß es eine halbrunde Kuppel. Aus dem Burgtor blitzte der Teil eines Ringes hervor.

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